DAS KEMPTENER STADTMAGAZIN

Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen

 

Veranstaltung an der Freitreppe mit starken Symbolen

Mehr als 150 Leute kamen am Dienstag, 25. November, abends um 18:30 Uhr an die Freitreppe in Kempten: Am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen hatten Access All(gäu) Area, Frauenhaus Kempten und der „Runde Tisch gegen Gewalt“ zu einer Veranstaltung mit eindrucksvollen und teils sehr bedrückenden Rede- und Gesangsbeiträgen geladen. 

Auch die Kemptener „Rote Bank gegen Gewalt“, die seit 2022 durch Kempten wandert, war vor Ort. Mit ihrer aufrüttelnden Botschaft „Keine Gewalt gegen Frauen“ will sie Vorübergehende zum Nachdenken anregen. Die Bank ist mahnendes Zeichen für die vielen frauenfeindlichen Übergriffe durch physische, psychische und sexuelle Gewalt vor Ort. Vor und neben der Bank symbolisierten rote Schuhe und Kerzen die weiblichen Opfer patriarchaler Gewalt – die immer zahlreicher werden. 

 

 

Die Rote Bank mit Kerzen, Lichtern und drapierten Kleidern von einem imaginären Paar. 

 

Zahlen steigen laut Bundeskriminalamt deutlich an  

Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen werden immer häufiger, wie das aktuelle Bundeslagebild „Häusliche Gewalt 2024“ des Bundeskriminalamtes aufzeigt: 

 

  • 2024 wurden in Deutschland mehr als 171.000 Personen Opfer von Partnerschaftsgewalt, fast 80 Prozent davon Frauen. 

  • 191 Frauen wurden im vergangenen Jahr durch Häusliche Gewalt getötet, 132 davon starben im Kontext von Partnerschaftsgewalt. 

  • Aber auch weitere Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt sind deutlich gestiegen, wie Sexualdelikte oder digitale Gewalt gegen Frauen.

     

Und das ist nur das Hellfeld. Aus sogenannten Dunkelfeldstudien ist bekannt: 25 Prozent aller Frauen erleben sexuelle und/oder körperliche Gewalt in ihrer Partnerschaft (Quelle: Bundeshilfetelefon Zahlen und Fakten: Hilfetelefon). Das zeigt: Deutschland hat ein Problem mit Gewalt von Männern gegen Frauen. Noch erschreckender: Gewalttätiges Verhalten gegenüber Mädchen und Frauen wird zunehmend akzeptiert und als normal empfunden, das zeigt die Mitte-Studie 2024/2025 der Friedrich-Ebert-Stiftung.

 

 

 

Plakat aus Pappe wird in die Kamera gehalten. 

 

Mehr Prävention ist nötig – Finanzierung unklar 

Gewalt gegen Frauen kostet nicht nur Gesundheit und Leben, sondern sie kostet den Staat – und damit die Gesellschaft – jedes Jahr Milliarden Euro an Steuergeld. Seit dem 28. Februar 2025 ist mit dem neuen Gewalthilfegesetz (GewHG) ein Bundesgesetz in Kraft, das erstmals einen bundesweiten Rechtsanspruch auf kostenfreie Schutz- und Beratungsleistungen für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder sichert. Es soll ein verlässliches Hilfesystem schaffen, das durch die Finanzierung des Bundes und durch einheitliche Mindeststandards für Einrichtungen wie Frauenhäuser und Beratungsstellen gestärkt wird. Der Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung tritt jedoch erst zum 01. Januar 2032 vollständig in Kraft, um den Ländern die notwendige Vorbereitungszeit zu geben. Ob sich die finanzielle Lage und damit u. a. die Möglichkeit für Prävention tatsächlich bessert, bleibt abzuwarten. 

 

 Fotos: Anke Roser 

 

 Kleines Plakat in Folie "Man(n) tötet nicht aus Liebe! Stoppt Femizide!"