LEBEN RETTEN UND STRAFTATEN AUFKLÄREN
Von Jörg Spielberg
Was Polizeihauptmeister Manuel Fink, 32 Jahre, wirklich mitnimmt ist, wenn er und seine Kollegen nicht helfen können. Das war so vor einigen Jahren. Zwei erfahrene, ältere Bergsteiger setzten bei einer winterlichen Bergtour vom Gaisalpsattel am Rubihorn einen Notruf ab – doch eine Bergung war nicht möglich. Hier erzählt Manuel Fink von seine Erfahrungen und zieht Bilanz zum Bergsommer 2025.
Dem Vorbild Österreichs folgend, deren Bundespolizei Alpine Einsatzgruppen mit Alpinbeamten und Bergführern bereithält, hat auch die Bayerische Landespolizei diese Art spezieller Einsatzkräfte in ihren Reihen etabliert. Zu tun gibt es genug für die 17 Alpinbeamten, die sich im Allgäu auf vier Dienststellen verteilen – Füssen, Kempten, Sonthofen und Immenstadt. In ihren Zuständigkeitsbereich fallen u.a. Ermittlungen bei Unfällen im alpinen Gelände, die sich häufig beim Skifahren, Langlaufen, Mountainbiken oder Paragliden ereignen. Primäre Aufgaben bei Alpinunfällen sind dann die Rettung und Bergung der Betroffenen und die nachfolgende Ermittlungsarbeit. In diesem Jahr hat die Alpine Einsatzgruppe (AEG) im Allgäu insgesamt 116 Einsätze abgearbeitet. Die Bilanz: 72 verletzte Bergsteigerinnen und Bergsteiger sowie acht tödlich verunglückte Personen.
Unterstützung der Bergrettung
Doch zurück zum eingangs geschilderten Fall: Auf Anfrage der Bergrettung Oberstdorf eilte die AEG der Polizeiinspektion Sonthofen damals zur Unterstützung herbei. Vor Ort entschied die Einsatzleitung jedoch wegen erhöhter Eigengefährdung, Einsetzen der Dämmerung und Lawinengefahr, die Rettung der beiden Bergsteiger auf den kommenden Morgen zu verschieben. „Wir steckten in einem fürchterlichen Dilemma. Am nächsten Morgen konnten die beiden Verunglückten nur noch tot geborgen werden", so Alpinbeamter Manuel Fink, der in seinem Büro in der Polizeiinspektion (PI) Sonthofen mit dem Stadtmagazin 0831 über die Alpine Einsatzgruppe der PI spricht.
Im Unterschied zur Arbeit der Bergrettung, die im Gelände Verunglückte an andere Rettungsdienste übergibt, beschäftigten sich die Alpinen Einsatzgruppen der Polizei zusätzlich mit den Unfallursachen und Hergängen. „Wir kommen zum Einsatz, wenn es etwas zu ermitteln gibt und grundsätzlich dann, wenn Verunglückte versterben", so Manuel Fink. Der Aufgabenbereich der AEGs umfasst zudem die Suche nach vermissten Personen, die Schneedeckenanaylse für den Lawinenwarndienst, Naturschutzkontrollen und den Personenschutz. So kam Manuel Fink auch bei den beiden G7-Gipfeln 2015 und 2022 auf Schloss Elmau zum Einsatz.
Rettungsgerät Hubschrauber
Wer im Laufe seiner Ausbildung im mittleren Dienst bei der Bayerischen Polizei auf die Abteilung Alpine Einsatzgruppe stößt, der muss wie Manuel Fink schwindelfrei sein. Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der AEG ist die Bergung von verunglückten Personen im Gebirge. Dabei kommt der Polizeihubschrauber zum Einsatz. Gelenkt wird er durch einen erfahrenen Piloten mit Gebirgsberechtigung. Ein Flugtechniker bedient die bordeigene Seilwinde, und dann liegt es an den Mitgliedern der AEG sich an Seilwinden zu den Verunglückten abwinschen zu lassen und diese zu bergen. „Es gibt häufig tückische Windböen, und durch das Getöse des Helikopters ist fast nichts zu hören. Hier muss sich jeder auf das Tun des anderen verlassen können", erzählt Manuel Fink.
Geübt werden diese Fertigkeiten am Hubschrauber sowohl im Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung in Bad Tölz sowie bei mindestens zwei realen Hubschrauber-Übungen pro Jahr. „Die Aspiranten auf Mitgliedschaft bei der AEG müssen die entsprechende Leistungsfähigkeit nachweisen und über umfassende alpine Erfahrung verfügen", erzählt Manuel Fink. Kommenden Winter wird er seine Ausbildung zum Alpinbeamten abgeschlossen haben, von der er schon seit seiner Kindheit träumt. Dann darf er sich nach insgesamt fünf Jahren Spezialausbildung Polzeibergführer nennen.
„Bei der Bergung von Verunglückten geben wir alles. Das Wichtigste aber ist mir, dass ich stets gesund zu meiner Familie zurückkehre."
Manuel Fink, Polizeihauptmeister
Zahlen:
Jährlich leisten die Polizeibergführer und Sachbearbeiter von Kletterunfällen in Bayern etwa 12.000 Einsatzstunden. Weit über 100 Bergunfälle mit im Schnitt mehr als 200 Verletzten, über 100 Skiunfälle und rund 60 bis 70 Todesfälle fallen darunter.
Titelfoto: Bei der Bergung von verunglückten Personen im Gebirge kommt sehr häufig der Polizeihubschrauber zum Einsatz.
Fotos: Polizeiinspektion Sonthofen