DAS KEMPTENER STADTMAGAZIN

Zentrum Ideenmanagement in Kempten

Aus Ideen Erfolge machen

In unserer Gegend gibt es viele spannende Zusammenschlüsse, Verbände und Organisationen, vom Verband Allgäuer Outdoor-Unternehmen bis zum Zentrum Ideenmanagement. In loser Folge wollen wir euch die Leute und Themen vorstellen, die hinter diesen Namen stecken. Den Anfang machen Roland und Birgit Rausch, die sich federführend in Deutschland, Österreich und der Schweiz um das Thema Ideenmanagement kümmern.

Jede Menge bekannte Namen sind Mitglieder im Zentrum Ideenmanagement, das seine Zentrale im Aybühlweg in Kempten hat –  vom ADAC über BMW, DHL, DMG Mori und Swoboda bis zur Caritas und Polizei. Doch was wir hier eigentlich gemanagt? Um welche Ideen geht es? Und warum muss man sich um sie kümmern? Wir wollten es genauer wissen und haben die Geschäftsführer Roland und Birgit Rausch befragt.

Was genau versteht man unter Ideenmanagement?

Roland Rausch: Es geht um Veränderung aus eigener Kraft. Ideenmanagement schafft Strukturen, in denen Mitarbeitende in Unternehmen und Organisationen ihre Ideen einbringen können – und zwar so, dass daraus Wirkung entsteht. Es ist eine Kultur der Beteiligung, in der Ideen nicht nur gehört, sondern auch professionell verarbeitet werden. Wir sprechen von individueller Massenverarbeitung: Viele Menschen bringen viele Ideen ein, und die Organisation muss in der Lage sein, diese sinnvoll zu nutzen.

Der Begriff „Ideenmanagement“ klingt im ersten Moment etwas schwammig. Gibt es da eine Einheitlichkeit, funktioniert das in allen Unternehmen gleich?

Birgit Rausch: Ideenmanagement ist tatsächlich sehr unterschiedlich organisiert – je nach Unternehmen und Zielsetzung. Mal liegt es in der Produktion, mal im HR, Marketing oder der Technik. Es gibt gewinnorientierte Firmen, staatliche Einrichtungen oder familiengeführte Unternehmen – alle mit eigenen Herangehensweisen. Die Grundidee ist zwar überall ähnlich: Mitarbeitende bringen Ideen ein, um Prozesse zu verbessern. Aber die konkrete Umsetzung, Strukturen und Verantwortlichkeiten sind individuell und oft stark geprägt von der Unternehmenskultur.

Wie unterscheidet sich das von Innovationsmanagement?

Roland: Innovationsmanagement sucht oft nach dem „Goldnugget“ – der einen großen Idee, die alles verändert. Ideenmanagement dagegen verarbeitet die 999 anderen Ideen, die ebenfalls wertvoll sind. Es geht um kontinuierliche Verbesserung, nicht nur um große Sprünge. Und: Während man beim Innovationsmanagement oft erstmal große Investitionen tätigen muss, verdient Ideenmanagement sofort Geld. Es ist ein Profitcenter mit teils enormer Eigenkapitalverzinsung – manche Unternehmen erzielen aus einem investierten Euro bis zu 30 Euro Rendite!

Wie läuft es ab, wenn man zu euch dazustoßen und Mitglied werden möchte?

Birgit: Wer neu dazukommt, bekommt ein persönliches Willkommensgespräch, um herauszufinden, wie die Organisation arbeitet und vor welchen Herausforderungen sie steht. Wir haben hier zwar eine ganz große Bandbreite von Unternehmen, aber wir kennen tatsächlich alle unsere Mitglieder persönlich – ihre Biografien, Projekte, Arbeitsweisen. So können wir gezielt vernetzen und sofort Mehrwert schaffen. Aktuell betreuen wir rund 170 Organisationen aus Wirtschaft, öffentlichem Dienst und Sozialwesen.

Wie fing das alles an? Habt ihr das Zentrum Ideenmanagement hier in Kempten komplett selbst aufgebaut?

Roland: Ich habe vor etwa 15 Jahren bei Dachser den Bereich Ideenmanagement entwickelt und dabei Christiane Kersting kennengelernt, die das Thema damals in Deutschland seit 30 Jahren mit Konferenzen vorangetrieben hatte. Wir haben sie beerbt und alles neu aufgebaut. Anfangs war das fast wie ein Startup: Wir haben alles neu konzipiert, von den Veranstaltungen bis zur Weiterbildung zum zertifizierten Ideenmanager mit der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft. Der Deutsche Ideenpreis, der jährliche Report, die Trendanalysen mit Trend One – all das gab es vorher nicht. Auch die internationale Normenarbeit im Ideenmanagement haben wir aktiv mitgestaltet. Heute sind wir ein Team von acht Personen und blicken auf über 100 Veranstaltungen im Jahr.

Birgit (links) und Roland Rausch haben vor Kurzem ihr zweibändiges „Handbuch Ideenmanagement“ vorgestellt – das erste Standardwerk zu dem Thema seit 50 Jahren 

Gerade habt ihr ein neues Buch veröffentlicht. Was steckt dahinter?

Birgit: Ideenmanagement gibt es in Deutschland seit 1872, erstmals dokumentiert bei Thyssen Krupp. Die letzte umfassende Definition stammt aus dem Jahr 1975. 50 Jahre später haben wir nun ein neues „Handbuch Ideenmanagement“ veröffentlicht, das Ideenmanagement zeitgemäß beschreibt – mit aktuellen Denkweisen, Strukturen und Praxisbeispielen. Über 200 Mitwirkende haben Wissen beigetragen, 25 Unternehmen sind porträtiert. Das Werk umfasst zwei Bände mit rund 700 Seiten: Band 1 behandelt Grundlagen und Umsetzung im Managementsystem, Band 2 widmet sich Optimierung, Trends und kulturellen Voraussetzungen. Es ist ein Standardwerk für alle, die Ideenmanagement heute erfolgreich gestalten wollen. Darauf sind wir tatsächlich sehr stolz – denn wir stemmen das Ganze hier neben unserer Familie mit drei Kindern im Alter zwischen acht und 14 Jahren!


Zum Titelfoto: Roland und Birgit Rausch haben als Team und Paar das Zentrum Ideenmanagement aufgebaut und damit sechs Arbeitsplätze in Kempten geschaffen; Fotos: Zentrum Ideenmanagement