DAS KEMPTENER STADTMAGAZIN

Neuer Bikepark in Weitnau

„Die Jumpline ist die beste, die es im Allgäu gibt“

In Weitnau hat der von Kempten aus am schnellsten erreichbare Bikepark eröffnet

Von Anke Roser

Flowline, Jumpline, Enduro-Line – der neue Bikepark in Weitnau bietet alles, was Downhill-Mountainbiker mögen. Am 19. Juli frisch eröffnet, zeigt er vor allem zwei Dinge: Was mit viel Engagement möglich ist und wie cool Fahrradfahren sein kann.

Es fließt auf der Flowline. Die Kurven sind wunderschön geformt und tragen einen perfekt in die Rundung und wieder hinaus, ohne ein einziges Mal bremsen zu müssen. Man kann es einfach laufen lassen, über Hügel und Schanzen springen oder gemütlich daran vorbeirollen. Erstaunlich, wie viele Kurven auf so wenig Platz passen! Nach einem Drittel der Strecke ist die Bremse plötzlich doch gefragt: Da stehen lauter Leute und Räder rum! Nicht direkt auf dem Trail, aber knapp daneben. Erklärung: Hier zweigt die Jumpline ab. Mutige haben sich versammelt, um zu springen. Und Neugierige, um es zu sehen. In der Ferne fliegen gleich vier Downhiller direkt hintereinander wie synchronisiert durch die Luft. Das ist definitiv sehenswert und lohnt die Pause!

„Wir wollten allen etwas bieten und haben deshalb an der Quadratur des Kreises gearbeitet“, erzählt David Ziolko, der als Vorsitzender des Bergsportvereins Weitnau maßgeblich an der Entwicklung des neuen Bikeparks beteiligt war. „Wir brauchen anspruchsvolle Sprünge, damit für Fortgeschrittene die richtigen Anreize da sind. Aber wir möchten auch Kinder und Leute ohne große Vorkenntnisse anlocken und ihnen zeigen, wie viel Spaß man hier haben kann. Deshalb gibt es drei Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen, und alle sind so gebaut, dass man schwere Stellen umfahren kann. So kann man sich nach und nach heranarbeiten.“

Foto vom Bikepark mit eingezeichneten Streckenabschnitten

Skilift als Ausgangspunkt

Der Bikepark liegt wunderschön oberhalb des Ortes Weitnau im Argental. Genau dort, wo schon seit vielen Jahrzehnten ein kleiner Skilift steht. Ohne den gäbe es keinen Bikepark. Als sich 2020 der Bergsportverein Weitnau aus dem allgemeinen Sportverein am Ort ausgründete, um auf eigenes Risiko den Skilift zu übernehmen, hoffte man auf schneereiche Winter. Doch die blieben größtenteils aus. Deshalb reifte eine Nutzungsidee für die anderen Jahreszeiten: ein Bikepark. Noch ist das Allgäu nicht besonders reich gesegnet mit derartigen Einrichtungen, sodass Zielgruppe und Resonanz ziemlich groß ausfallen.

In Schwung kam die Sache, weil David Ziolko es geschafft hatte eine Förderung klarzumachen – der Bikepark wurde ein im Rahmen des GAP-Strategieplans 2023-27 gefördertes LEADER-Projekt im Freistaat Bayern. „Ohne diese Mittel hätte es nicht funktioniert. Deshalb bin ich extrem dankbar dafür, auch wenn ich auf der anderen Seite feststellen musste: Sie zu bekommen ist absolute Champions League in Sachen Bürokratie!“ Trotzdem musste der Bergsportverein noch einiges an Eigenmitteln aufbringen. Rücklagen aus dem einzigen guten Winter 2021, eine Crowdfunding-Aktion und Spenden von Stiftungen halfen dabei. Ziel der Verantwortlichen im Bergsportverein war es, den größten Teil der Ausgaben schon im Vorfeld finanziert zu haben, um nicht mit großen Schulden in den Betrieb zu starten. „Deshalb haben wir uns eine Deadline gesetzt“, berichtet David. „Wir haben gesagt: Wenn wir bis zum Zeitpunkt X eine bestimmte Menge Geld zusammengetragen haben, machen wir die Bestellung bei der Trailbaufirma, wenn nicht – dann war’s das. Das war unser point of no return.“

 

Alles selbst geplant

Doch die Bikepark-Verfechter haben nicht nur Geld gesammelt, sie haben auch geplant. „Wir mussten schon sehr früh konkrete Planungen vorweisen, weil wir ja einen Bauantrag stellen und die Genehmigung der Naturschutzbehörde einholen mussten“, erinnert sich David. „Dafür haben wir uns einfach mit ein paar guten Bikern aus der Region zusammengetan. Vor allem war der Verein Mountainbike Allgäu e. V. super hilfreich. Wir haben uns ein paarmal mit deren Trailbauern zusammengesetzt, außerdem unsere eigene Erfahrung einfließen lassen – und hatten dann schnell ein klares Konzept, wie viele Lines es geben soll und wie die ungefähr verlaufen.“ 

Als die zeitliche Deadline erreicht war, lagen sowohl die benötigte Summe als auch eine detailreiche Planung vor. Die Suche nach einer Trailbaufirma lief auf Schneestern hinaus, ein auf Action-Sportparks spezialisiertes Unternehmen aus Durach. „Referenzen, Qualifikation und Preisvorstellungen haben da gestimmt, sodass wir recht schnell zusammenkamen“, erinnert sich David. Gemeinsam mit den Profis aus Durach wurden noch viele kleine Details angepasst, die grundsätzliche Ausarbeitung aber blieb unangetastet.

 

Riesige Ansprüche an die Trails

Die Ansprüche der Verantwortlichen an ihre Trails waren und sind riesig. „Unser großes Vorbild für den Flowtrail war der Flow Country am Geisskopf im Bayerischen Wald“, sagt David. „Das ist der Prototyp eines Flowtrails. Da kann man mit einem Fünfjährigen runterfahren, ganz safe und sicher, und wenn du Profi bist, kannst du einfach ohne Bremse heizen, ganz andere Sachen machen und auch wahnsinnig viel Spaß haben.“ Ergänzend musste eine Jumpline her für Downhiller, die anspruchsvoll fahren und das Fliegen lieben. Und eine Enduro-Line mit Wurzeln und Felsen lockt alle, die echtes Allgäuer Mountainbike-Feeling brauchen. Das soll’s auch erstmal gewesen sein, das Team von zehn bis 15 Dauer-Engagierten braucht eine Pause von den monatelangen, anstrengenden Arbeiten. „Das genießen wir jetzt erstmal“, meint David Ziolko. „Mal schauen, was uns dann nächstes Jahr noch einfällt.“ Eine Idee steht schon ziemlich fest: In Kooperation mit Mountainbike Allgäu e. V. und den „Biketeufeln Kleinweiler“ soll es in der nächsten Saison ein Gemeinschaftstraining für Jugendliche geben – alle zwei Wochen am Freitag. Schon mal vormerken!

Porträtfoto von Leo Schweizer in voller Montur in der Natur

Leo Schweizer, einer der besten und verrücktesten Dirtbiker im Allgäu, über den Bikepark Weitnau:

Die Jumpline ist mega cool, das Beste, was es im Allgäu gibt! Ich hatte ein paar Bilder gesehen, bevor ich zum ersten Mal herkam – aber ich dachte nicht, dass es dermaßen genial ist. Man hat hier nicht nur einen Sprung, sondern fünf Sprünge direkt hintereinander, bei denen man Tricks machen kann. Echt Wahnsinn, was das Team hier auf die Beine gestellt hat!

 

Titelfoto von Jan Kopřiva auf Unsplash

Weiteres Foto: Bikepark Weitnau und Leo Schweizer