Gleicher Sport, gleicher Tag, gleiche Stunde – seit 40 Jahren
Von Anke Roser
Sport verbindet. Was wie eine Plattitüde klingt, beweist sich in vielen Vereinen und Sportarten jeden Tag aufs Neue. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel haben wir im Bereich Volleyball gefunden: Seit 40 (!) Jahren spielen hier Frauen zusammen, die anfangs kleine Kinder hatten und deshalb das Training auf den Vormittag legten. Inzwischen haben sie teils schon erwachsene Enkelkinder. Und trainieren noch immer jeden Donnerstag in der TVK-Turnhalle.
„Mein Mann verdreht regelmäßig die Augen, weil wir unseren Urlaub jedes Mal so legen müssen, dass er am Freitag anfängt und am Mittwoch aufhört – nur keinen Donnerstag verpassen“, erzählt Bettina Löffeler. Sie ist Teil der „Hausfrauen-Volleyballgruppe“ des Turnverein Kempten (TVK) und geht seit 40 Jahren donnerstags von 8:30 bis 10:30 Uhr in die Turnhalle am Aybühlweg. Weitere vier Gründungsmitglieder sind so wie sie noch immer mit von der Partie. Und auch die meisten anderen der 63- bis 81-jährigen Volleyballerinnen gehören schon seit Jahrzehnten zu der Sportgruppe. Dennoch sind auch neue Mitglieder stets willkommen.
Gesunder Ehrgeiz
Angefangen hat alles mit einem Aufruf der langjährigen Trainerin Heidi Kerlé. Dem folgten zu besten Zeiten um die 18 Frauen, so dass die Halle fast überfüllt war. „Ein Teil ging dann immer ins Fitnessstudio nebenan, während die anderen sechs gegen sechs ihre Spiele bestritten“, erinnert sich Christine Lösch. Auch sie ist von Anfang an dabei – und findet zwei Dinge besonders wichtig: „Wir haben zwar keinen Leistungsdruck, aber durchaus einen Ehrgeiz. Es ist unser Ziel schöne Spielzüge zustande zu bringen – und jede Seite will gewinnen. Gott sei Dank ist das immer noch so, denn wenn man nur so vor sich hin spielt ohne zu zählen, dann fehlt etwas, das trägt nicht auf Dauer.“

Riesiger Zusammenhalt
Deshalb fängt bei der derzeitigen Trainerin Carolin Mundt jeder Donnerstagvormittag mit Laufübungen in der Halle an, dann folgt Gymnastik, oft zu Zumba-Klängen. Anschließend werden Spielzüge trainiert – und erst danach startet das eigentliche Volleyballspiel. Das hält fit! Erst zwei der langjährigen Mitspielerinnen mussten in den letzten Jahren aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Zwei weitere sind bereits verstorben. Der Rest hält eisern durch. Denn es gibt da diesen zweiten Punkt, den Christine Lösch so wichtig findet: „Wir sind über die Jahrzehnte zusammengewachsen. Wir akzeptieren uns so, wie wir sind, nehmen die jeweiligen Marotten mit Humor und unterstützen uns gegenseitig. Wer verletzt oder krank ist oder einen Trauerfall in der Familie hat, kann sich auf die Hilfsbereitschaft der anderen verlassen.
Damit der Zusammenhalt so gut bleibt, wird regelmäßig zusammen gefeiert. Nach jedem Training geht es zum Kaffeetrinken ins Bistro Biwak im Kletterzentrum nebenan. Wer Geburtstag hat, wird von den Volleyball-Kolleginnen mit Speisen und Getränken heimgesucht, so dass sich eine unkomplizierte Geburtstagsparty ergibt. Und einmal im Jahr schlachtet die Gruppe das Sparschwein, das die Strafzahlungen für Fehlaufschläge frisst. Davon gönnen sich die Sportlerinnen ein Weihnachtsessen, das heuer zum 40-Jährigen besonders üppig ausfallen dürfte.
Titelfoto: Volle Konzentration: Das Hausfrauen-Team legt noch immer gehörigen Ehrgeiz an den Tag; Fotos: Anke Roser